Philipp Melanchthon (1497 ‒ 1560)
Humanist und Reformator
Lucas Cranach d, Ä., 1543 (Wikimedia Commons)
Phlipp Melanchthon wurde am 16. Februar 1497 in Bretten im kurpfälzischen Kraichgau als Sohn des kurfürstlichen Waffenschmieds Georg Schwartzerdt geboren, gestorben ist er am 19. April 1560 in Wittenberg.
Texte: Melanchthon deutsch, hrsg. von Michael Beyer u. a. Bd. I‒IV, Leipzig: Evang. Verlagsanstalt 1997‒2012. - Melanchthon-Lesebuch. Philipp Melanchthon, der Lehrer Deutschlands. Ein biograph. Lesebuch, hrsg. von Hans-Rüdiger Schwab, München: Dt. Taschenbuch-Verlag 1997, 282 S., Abb. (dtv 2415)
Literatur: Heinz Scheible: Melanchthon, eine Biographie, München: Beck 1997, 294 S. (wichtigste, anspruchsvolle
Biographie, keine Abb.) Überarb. u. aktualisierte Fassung, mit Abb. u. dem Untertitel: Vermittler der Reformation, München 2016, 445 S.; auch als E-Book ‒ Heinz Scheible: Philipp Melanchthon, Leben
und Werk in Bildern, dreisprachig deutsch, französisch, englisch. Hrsg.: Landesbildstelle Baden, Melanchthonhaus Bretten, Evangelische Landeskirche in Baden, Stiftung Luthergedenkstätten in
Sach-sen-Anhalt. Karlsruhe: Landesbildstelle 1998, 106 S. ‒ Erinnerung an Melanchthon. Beiträge zum Melanchthonjahr aus Baden, hrsg vom Verein für Kirchengesichte in der Evang. Landeskirche in Baden,
Karlsruhe: Verlag Evang. Presseverband 1998, 169 S., 25 Abb. (Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evang. Landeskirche in Baden, Bd, 55) (Aufsatzsammlung),
Heinz Scheible: Nachlese zu Melanchthon. Neulingen: Klotz 2022, 278 S., 7 Abb.
Nach seiner Kindheit in Bretten besuchte der Elfjährige seit 1508 die Lateinschule in Pforzheim. Dort gab ihm einer seiner Lehrer, der bekannte Humanist, Hebraist und Gräzist Johannes Reuchlin sogleich den Humanistennamen Melan-chthon, eine Übersetzung von Schwar((t)z-erd(t) ins Griechische. 1509‒1512 studierte Melanchthon an der kurpfälzischen Landesuniversität Heidelberg und anschließend sechs Jahre an der Universität Tübingen. 1518 wurde er als Professor für Griechisch an die Universität Wittenberg berufen. Wittenberg sollte bis zu seinem Lebensende seine Heimat bleiben. Dort wurde er schnell als Martin Luthers 14 Jahre jüngerer Kollege dessen Freund und Mit-reformator.
Kirchenfenster 1881 in der
Christuskirche in Sandhausen bei Heidelberg, Foto: Gerhard Schwinge
In seiner Wittenberger Antrittsrede sprach sich Melanchthon für eine Studienreform anstelle des mittelalterlichen scholastischen Bildungssystems aus. Auch im gymnasialen Schulwesen trat er für Reformen ein und beteiligte sich an neuen Schulgründungen, zum Beispiel 1526 in Nürnberg. Er galt dadurch forthin als Praeceptor Germaniae, als Lehrer Deutschlands, als Bildungsreformer. Schon nach einem Jahr erwarb Melanchthon selbst den ersten theolo-gischen Grad, den Baccalaureus biblicus, Ebenfalls 1519 gab er die ersten Teile seines auch später wichtigsten philosophisch-theologischen Hauptwerks heraus, die Loci communes. 1520 heiratete Melanchthon.
Zeit seines Lebens ist Melanchthon viel gereist und hat Briefe an Empfänger in mehr als 500 europäischen Städten geschrieben. Bekannt wurde er vor allem durch seine Teilnahme am Reichstag zu Augsburg im Juni 1530 und als Hauptverfasser des dort entstandenen Augsburgischen Glaubensbekenntnisses, der Confessio Augustana, des bis heute wichtigsten Glaubensbekenntnisses der reformatorischen Kirchen. (Vgl. in diesen Webseiten: Verschiedene Texte: Unsere Glaubensbekenntnisse) Es atmet ökumenischen Geist und zeigt Melanchthon als irenischen Vermittler.
Lucas Cranach d, Ä., 1537, Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, Inv. Nr. 15
(Wikimedia Commons)
1529 waren zwei ähnlich bedeutsame Ereignisse vorausgegangen, an denen Melanchthon ebenfalls teilgenommen hatte: Im April versuchte König Ferdinand auf dem Speyerer Reichstag, die Evangelischen zu einem Widerruf ihrer Lehre zu bewegen. Den aber verweigerten sie mit der Übergabe einer Protestation. Seitdem ist „Protestanten“ eine andere Bezeichnung für die Evangelischen, freilich mit ihrer negativen Aussage als nicht angemessen anzusehen; sie sollte deshalb nicht verwendet werden. ‒ Im September 1529 fand auf Veranlassung von Landgraf Philipp von Hessen das Marburger Religionsgespräch statt. In Gegenwart des Züricher Reformators Ulrich Zwingli sollte eine Einigung im Abendmahlsverständnis herbeigeführt werden, nämlich zwischen dem lutherischen „dies (das Brot, ungesäuert) i s t mein (Jesu) Leib … dies (der Wein) i s t mein (Jesu) Blut“ und dem reformierten „dies (Brot in Form einer Oblate) b e d e u t e t mein Leib ...dies (der Wein) b e d e u t e t mein Blut“. ‒ Eine Einigung konnte nicht erreicht werden. Seitdem gibt es eine evangelisch-lutherische Konfession und eine evangelisch-reformierte Konfession.