Johannes Bähr (1767 ‒ 1828)

 

reformierter Pfarrer und Dekan in Heidelberg, Prälat

 

(Leider fand sich kein Bildnis von Johannes Bähr.)

 

 

Heiliggeistkirche Heidelberg. Kanzel

 

Johannes Bähr wurde in Heidelberg geboren und verbrachte die meisten Lebens- und Berufsjahre in seiner Geburtsstadt. Nachdem er zunächst 1790‒1799 in Darmstadt in der hessen-nassauischen Kirche Pfarrer gewesen war – wo er 1797 die Tochter eines luth. Hofkammerrats geheiratet hatte ‒, wurde er nach und nach dritter, zweiter und schließlich 1813 erster Pfarrer an der Heiliggeistkirche sowie 1818 Dekan für den Kirchenbezirk Unterheidelberg. Seit dem Tod Johann Ludwig Ewalds 1822 trat Bähr als Kirchen- und Ministerialrat in die Evang. Kirchensektion im Innenministerium in Karlsruhe ein, seit dem Tod Nikolaus Sanders 1824 war er nebenamtlich Direktor der 1820 gegründeten Badischen Landesbibelgesellschaft, und erst nach dem Tod Hebels 1826 wurde Bähr Prälat, für nur zwei Jahre, bis zu seinem Tod.

 

Quellen: Johannes Bauer, Die Union 1821. Urkunden u. Dokumente, hrsg. u. erl., Heidelberg 1921 (Veröffentlichungen der evang. kirchenhist. Kommission in Baden, 1), 184 S.; ‒ Geschichte der badischen evangelischen Kirche seit der Union 1821 in Quellen, hrsg. vom Vorstand des Vereins für Kirchengeschichte in der Evang. Landeskirche in Baden zum Kirchenjubiläum 1996. Konzeption u. Redaktion: Gerhard Schwinge. Karlsruhe 1996 (Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evang. Landeskirche in Baden, 53), 667 S.; hier S. 21‒77: Vorgeschichte der Union – Kirchenvereinigung u. Kirchen-verfassung (bearb. von Johannes Ehmann), bes. S. 50f.

 

Lit.: Ernst-Otto Braasch, Die Mitglieder der Generalsynode 1821. Biographien, in: Vereinigte Evangelische Landeskirche in Baden. Dokumente u. Aufsätze, hrsg. von Hermann Erbacher, Karlsruhe 1971, 797 S., Abb., hier zu J. B. :S. 697f.

 

In den Jahren 1817 bis 1821 war Bähr intensiv in die Vorbereitung der Union von 1821, also der Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirche Badens, in die Arbeit der Kommissionen der Unionssynode und in die Einführung der Union einbezogen. Als in Schönau bei Heidelberg und in Heidelberg selbst eine Gemeindebewegung mit Unterschriftensammlung für die Kirchenvereinigung entstanden war, wurde er im Februar / März 1818 zweimal als Dekan ("Inspektor") zu Gutachten aufgefordert. Nach diesen Gutachten zu urteilen, war seine Einstellung zumindest ambi-valent. Dabei vertrat er die reformierte Mehrheit der Gemeinden der ehemaligen Kurpfalz und stand nicht nur in Konkurrenz zu seinem lutherischen Kollegen, dem Heidelberger Dekan ("Spezial") Christian Theodor Wolf, sondern war sogar eine Art Gegenspieler von Kirchenrat Sander. Bähr hielt die Union einerseits als prinzipiell für wünschens-wert und unaufhaltsam, hatte aber verschiedene Bedenken und Einwände. Bei den Lutheranern des Unterlandes sei keine Rede von der Kirchenvereinigung. Der Einfluss der Staatsverwaltung würde zunehmen, was der reformierten Presbyterialverfassung zuwiderlaufe. Die Unterschriften seien ohne Vorwissen der Pfarrer gesammelt worden. Insofern sah er die Unionsbewegung mit Misstrauen an.

 

Johanns B. war der Erste von mehreren badischen Pfarrern. Zwei Söhne und vier Enkel wurden Pfarrer. Zwei Söhne und ein Schwiegersohn wurden bekannter als Johannes B.: Sohn Johann Christian Felix B. (1798‒1872), Prof. Dr. phil., war ein bedeutender Altphilologe und Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg; Carl Christian Wilhelm Felix B. (1801‒1874), D. theol., war Oberkirchenrat; Emil Frommel (1828‒1896), D. theol., war Hofprediger zu Berlin und Schriftsteller.

 

 

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