1718 - Karlsruhe wird Residenzstadt

 

Die Vorgeschichte

1715, am 17.Juni war im Hardtwald östlich des Oberrheins durch Markgraf Carl Wilhelm (1679‒1738)

die Grundsteinlegung für das Karlsruher Schloss vollzogen worden, zunächst als fürstliches Lust- und Jagdschloss gedacht. Damit verbunden war gleichwohl die Stadtgründung von „Carols-Ruh“. Durch einen Freiheitsbrief vom 24. September, der mehrere Privilegien zusagte, wurde für die Ansiedlung von Bürgern geworben. Zugleich stiftete der Markgraf den Hausorden der Treue „Fidelitas“.

Aus diesem Grunde feierte die Stadt Karlsruhe im Jahr 2015 ihr 300jähriges Gründungsjubiläum.

Obwohl der Pfälzische Erbfolgekrieg 1689 die Karlsburg in Durlach zerstört hatte und sich deren teilweise Wiederaufbau nur schleppend verwirklichen ließ, blieb Durlach mit seinen markgräflichen und kirchlichen Behörden lange weiterhin Residenzstadt. Andererseits gab es in diesen Jahren in der Nachbarschaft bereits mehrere repräsentative Schloss-Neubauten: so im kurpfälzischen Schwetzingen seit 1697, im markgräflich-badischen Rastatt ebenfalls seit 1697, das Schlösschen Favorite bei Rastatt seit 1710; das Schloss im kurpfälzischen Mannheim folgte seit 1720.

Der erste Karlsruher Stadtpfarrer
 

In den drei angesprochenen, benachbarten Territorien gab es drei verschiedene christliche Konfessionen: Während die Markgraf-schaft Baden-Durlach lutherisch war, war die Kurpfalz reformiert und die Markgrafschaft Baden-Baden katholisch.

1716 ‒ 1722 –  Ein Jahr nach der Schloss- und Stadtgründung berief der Markgraf den aus Oberfranken stammenden und schon seit 1712 als Pfarrer in Grötzingen amtieren-den Johann Laurentius Höltzlin (1686‒1739) zum Hofpredigerund damit zu seinem Beichtvater. 1717 wurde dieser zugleich Kirchenrat und Professor am Durlacher Gym-nasium und bald darauf, nach der Verlegung des Regierungssitzes im September 1718, Stadtpfarrer in Karlsruhe, erst dann nach Karlsruhe wechselnd (acpaulopost, translatasederegiminis, in C[aroli] Hesychéo Pastor metropolitanus). Damit wurde Höltzlin ab 1718 für die gesamte kirchliche Versorgung von Hof und Stadt Karlsruhe verantwortlich, so für den Gottesdienstplan und bereits für die begonnenen Bauplanungen der späteren lutherischen Konkordienkirche, der ersten Karlsruher Kirche, eingeweiht 1722.

 

Schlosskapelle und Reformationsjubiläum

 

1717 wurde am 31. Oktober die Schlosskapelle im noch nicht fertig gebauten Schloss eingeweiht, verbunden mit der Feier des Reformationsjubiläums, nämlich der 200-Jahr-Feier der Reformation Martin Luthers, welche insgesamt sechs Tage, bis zum 5. November dauerte. Bei der „Celebrirung des Evangel. Jubel-Festes, den 31. Octobr. 1717 [...] zugleich [...] Einweyhung der Hof-Capelle“ trug Höltzlin die Altarbibel in die Hofkapelle und hielt die Hauptpredigt über Offenbarung 14, Vers 6. Auch hatte er die Texte für die „Vocal- und Instrumental-Musick“ zur Einweihung verfasst. Schließlich hielt er eine kurze Rede zur Konversion eines bisher katholischen Geistlichen und erteilte im Gottesdienst den Schlusssegen.– 1722 wechselte Höltzlin als Pfarrer und Superintendent nach Pforzheim, später dann noch nach Südbaden.

 

Karlsruhe wird Residenzstadt

 

1718 ‒ Anlässlich des dritten Jahrestags der Stadtgründung veranstaltete der Markgraf am 17. Juni 1718 ein großes Fest. Während dessen benannte er die Radialstraßen der entstehenden Stadt nach einem Vorschlag des Hofrats und Karlsruher Obervogts Johann Christian von Günzer (†1752) vom 21. März nach den ersten Ordensrittern des durch Carl Wilhelm gestifteten Hausordens der Treue, den er zusammen mit der Stadtgründung gestiftet hatte. Die Straßennamen wurden aber schon sehr bald geändert; die meisten trugen dann als „Gassen“ die heute noch bestehenden Namen, oft benannt nach den Gasthäusern, die an ihnen lagen (von Osten nach Westen): Waldhorngasse, Kronengasse, Adlergasse, Kreuzgasse, Lammgasse, Rittergasse(die heutige Karl-Friedrich-Straße hieß Lange Bärengasse).

Im September vollzog sich dann endgültig die Verlegung von Hof und Kanzlei, einschließlich des Amts des Kirchen-rats von Durlach nach Karlsruhe,wie sie schon im Juli 1717 angekündigt worden war. Voraus ging die Einführung des Stadtwappens Fidelitas, ähnlich dem Landeswappen, nur mit der Umkehrung der Farben Gelb und Rot. Das Wappen hatte Obervogt Johann von Günzer entworfen.

Die neue Stadt, die ersten Kirchen

 

1718 gab es im Stadtgebiet bereits 59 Häuser mit 254 Bewohnern. Im März war zum ersten Mal ein Bürgermeister gewählt worden, im November trat zum ersten Mal ein gewählter Stadtrat zusammen. Im September befahl Carl Wilhelm auch den Hofbeamten, unverzüglich nach Karlsruhe in zuvor nach Vorgaben errich-tete Häuser umzuziehen.

 

1722 erfolgte, wie bei der Hofkapelle am 31. Oktober als dem Reformationstag, die Einweihung der lutherischen Konkordienkirche auf dem Marktplatz mit dem dahinter liegenden Friedhof. Die ersten Pläne für diese Kirche und die Grundsteinlegung gab es bereits 1719; erst 1807 wurde sie abgerissen, als man unter dem klassizistischen Baumeister Friedrich Weinbrenner mit dem Bau einer

neuen Stadtkirche begann. Schon im September 1722 war die kleinere reformierte Kirche an der Langen Straße (heute Kaiser-straße), ebenfalls mit dahinter liegendem Friedhof, eingeweiht worden; sie wurde 1776 durch eine neue Kirche, die sogenannte Kleine Kirche ersetzt.

 

 

 

 

 

 

               

 

 

 

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© Gerhard Schwinge