Teil XIII

 

Vom Ende der Monarchie bis zum Ende

der Weimarer Republik (1919‒1932)

 

(Vgl. in Verschiedene Texte: 1918 Das Ende des Ersten Weltkriegs …)

 

 

Wie mit dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 die Monarchie im Großherzogtum und im Deutschen Reich ihr Ende fand, so auch das Bündnis von Thron und Altar, also das Summepiskopat als landesherrliches Kirchenregiment. Im Oktober/November/Dezember 1919 tagte endlich eine außerordentliche Generalsynode und beschloss eine neue Kirchenverfassung, nach der die Kirchenregierung als Behörde erneut auf den Oberkirchenrat übertragen wurde, allerdings unter der Aufsicht der jetzt so genannten Landessynode und unter einem Kirchenregi-ment, bestehend aus dem Kirchenpräsidenten, dem Prälaten und sechs Mitgliedern der Landessynode. Mit der neu-en Kirchenverfassung erhielt die Landeskirche zudem den neuen Namen „Vereinigte evangelisch-protestantische Landeskirche Badens“.
 

Die neue Kirchenverfassung galt als demokratisch-parlamentarisch, angeglichen an die neue Staatsform der Repu-blik, und fand daher Kritik, besonders von der Seite der Positiven.

 

Klaus Wurth

Julius Kühlewein

 

So gab es bereits 1923/1924 wegen der größer gewordenen Abhängigkeit von dem landeskirchlichen Parlament Landessynode eine Krise zwischen den Organen der Kirchenleitung, an deren Ende der positive Brettener Pfarrer Klaus Wurth anstelle eines bisherigen Juristen zum neuen Kirchenpräsidenten gewählt und mit dem Freiburger Pfarrer und späteren Landesbischof Julius Kühlewein ebenfalls ein Positiver neuer Prälat wurde, anstelle des in den Ruhestand getretenen Ludwig Schmitthenner.

 

Die Positiven hatten schon 1918 bei der Wahl zur ao. Generalsynode die Mehrheit errungen, so dass die jahrzehn-telange Vorherrschaft der Liberalen zu Ende war. Entsprechend verloren diese in der Folgezeit mehr und mehr an Einfluss, bis zur schließlichen Selbstauflösung erst der LKV 1931, dann der KLV 1933.

Inzwischen hatten jedoch zwei neue kirchenpolitische Gruppierungen an Einfluss gewonnen, beide mit einer Vorgeschichte von mehreren Jahren und mit wechselnden Bezeichnungen und Zeitungen mit wechselnden TIteln:

 

„Christuskreuz – nicht Hakenkreuz“,

Bericht von der "Rede des Genossen Pfarrer Eckert am 17. Januar 1931 im Musensaal zu Mannheim"

 

Erstens die Religiösen Sozialisten. Seit 1919, dann seit 1926 als Bund der Religiösen Sozialisten,  deren Haupt-vertreter Erwin Eckert , 1927‒1931 Pfarrer in Mannheim und Ernst Lehmann, seit 1911 Pfarrer ebenfalls in Mann-heim, waren.

 

Erwin Eckert

Ernst Lehmann

 

 

Und zweitens die Evangelische Nationalsozialisten, seit 1931 in der Kirchlichen Vereinigung für positives Christentum und deutsches Volkstum (1933 Glaubensbewegung Deutsche Christen).

 

 

Deren Hauptvertreter waren in der Anfangszeit Pfarrer Hermann Teutsch in Leutershausen und  Fritz Voges, zu der Zeit Pfarrer in Eggenstein, der spätere Oberkirchenrat.

 

Hermann Teutsch

 

Fritz Voges

 

 

Während in der Weimarer Republik die sehr zahlreichen politischen Parteien sich manche Auseinandersetzungen lieferten, existierten die Religiösen Sozialisten, die der SPD nahestanden, und die Evangelischen Nationalsozialisten, die mit der national-konservativen DNVP verbunden waren, lange konfliktfrei und desinteressiert nebeneinander; das wurde erst nach 1933 anders.

 

Nur Kühlewein und Voges waren über 1931 bzw. 1933 hinaus im badischen Kirchendienst aktiv. Alle Genannten überlebten aber das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit das Ende des "Dritten Reiches", Eckert um 27, Teutsch um 21 Jahre.

 

Klaus Wurth (1861‒1948), Mitglied der DNVP, 1924 Kirchenpräsident, 1933 auf eigenem Antrag i.R.
 

Julius Kühlewein (1873‒1948), 1924 Prälat, 1934‒1945 i.R. Landesbischof (siehe Teil XIV).
 

Erwin Eckert (1893‒1972), 1916‒1931 Vorsitzender des Bundes der Religiösen Sozialisten Deutschlands, 1926‒1932 Pfarrer der Jungbuschpfarrei in Mannheim, 1931 durch ein kirchliches Dienstgericht: Redeverbot, Austritt aus der SPD, Eintritt in die KPD, Verlust des Pfarramts, Austritt aus der Kirche.

Ernst Josef Lehmann (1861-1948), Dr. phil., Übertritt vom Judentum zum Christentum, 1894 als Vikar in Mannheim Gründer eines Arbeitervereins; 1911‒1931 i.R. Pfarrer in Mannheim-Schwetzinger Vorstadt, 1920 Gründer der Ortsgruppe des Volkskirchenbundes.

Hermann Teutsch (1876-1966), 1910-1938 i.R. Pfarrer in Leutershausen, vielfach politisch aktiv, Mitglied der national-konservativen DNVP, 1931 Eintritt in die NSDAP, 1937 Austritt.

Fritz Voges (1896-1967), 1931 Eintritt in die NSDAP, 1933-1945 Oberkirchenrat (siehe Teil XIV), bis 1963 weiterhin im Kirchendienst.

 

 

 

 

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