Theophor Wilhelm Dittenberger (1807 ‒ 1872)

liberaler Heidelberger Theologe in Pfarramt, Predigerseminar und Universität

 

 

Lithographie von Adolf Günther, o.J.

UB Heidelberg, graph. Sammlung P 0059 (Nutzung erlaubt)

 

Wilhelm Dittenberger wurde am Kaiserstuhl als Pfarrerssohn geboren, wuchs jedoch in Heidelberg auf und war dort zwanzig Jahre lang als liberaler Theologe in verschiedenen Ämtern tätig, doch verließ Dittenberger Baden 1851 zu Beginn der „Reaktion“ und folgte einem Ruf nach Weimar, wo er bis zu seinem Tode ebenfalls zwanzig Jahre lang wirkte, als Oberhofprediger, Schulephorus und Kirchenrat.

Schriften: Über Predigerseminarien und in Bezug auf die Errichtung eines solchen im Großherzogthum Baden, 1835, 156 S. ‒ Die Universität Heidelberg im Jahre 1804, 1844, 96 S. ‒ Zeitpredigten, in den Kirchen zu Weimar gehalten, 1854, 60 S. – Mitbegründer der Prot. Kirchenzeitung für das ev. Deutschland, 1854‒1896.

Hrsg. (zus. mit Ph. K. Marheineke): Carl Daubs philosoph. u. theol. Vorlesungen, 8 Bde, 1838‒1843.

Literatur (biographische Artikel): BB 1 1875, S. 189‒193; ADB 5, 1877, S. 261 f.; Neu 1939, S. 116; Drüll 1803‒1832, 1986, S. 49; BBKL 1.1990, Sp. 1334 f.; Geschichte der bad. ev, Kirche seit der Union 1821 in Quellen 1996, S. 563 f.; DBETH 1. 2005, S. 309 f.

Wilhelm Dittenberger war 1831 Vikar bei seinem Vater Karl Theophor Dittenberger (1766‒1842) an der Heiliggeist-Kirche in Heidelberg, dort ab 1833 Privatdozent für Praktische Theologie und – nach einer Studienreise zu den Theologischen Fakultäten und zu bestehenden Predigerseminaren in ganz Deutschland ‒ ab 1838 Lehrer am neugegründeten badischen Predigerseminar sowie a. o. Professor, schließlich 1841‒1851 2. Pfarrer an Heiliggeist, zuletzt zwei Jahre zugleich mit seinem Freund Karl Zittel. 1846‒1851 war er Vorsitzender des Gustav-Adolf-Vereins.

Obwohl Schüler (und später Schwiegersohn) des Heidelberger reformierten Professors für Systematische (spekulative) Theologie Carl Daub, war Ditten-bergers Fachgebiet die Praktische Theologie, die er im Pfarramt selbst praktizierte, im Predigerseminar den Pfarrkandidaten vermittelte und an der Universität lehrte.

Seit der Generalsynode von 1843 beteiligte sich Dittenberger an den Auseinandersetzungen zwischen Spätrationalisten und Spätpietisten, den sogenannten „Flegeljahren“, nachdem Karl Zittel 1843 sein umfangreiches kritisches Buch „Zustände der evangelisch-protestantischen Kirche in Baden“ (XIII, 307 S.) veröffentlicht hatte.

 

 

 

 

 

 

 

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© Gerhard Schwinge