Buchbesprechung
Lebensbilder aus der evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert,
Band I: Kirchenleitung
hrsg. von Udo Wennemuth
(Siehe auch den ausführlicheren Kommentar
in der Rubrik "Verschiedene Texte")
Ubstadt-Weiher, Heidelberg u.a.: verlag regionalkultur 2023, 672 S., 25 Abb., Personenregister, Alph. Liste aller Lebensbilder der 5. Bde. ‒ ISBN 978-3- 89735-514-9 ‒ (Sonderveröffentlichungen des Vereins für Kirchenge-schichte in der Ev. Landeskirche in Baden, Bd. 11) geb. ‒ Ladenpreis 38 €, für Vereinsmitglieder 30 €.
Inhalt: 25 kirchenleitende Persönlichkeiten
Einleitung
In der Zeit des monarchischen Systems, bis 1919
Karl Friedrich von Baden (1728-1811), Summus episcopus
Johann Ludwig Ewald (1748-1822), Kirchen- und Ministerialrat
Friedrich Brauer (1754-1813), Kirchenratsdirektor
Johann Peter Hebel (1760-1826), Prälat
Ludwig Hüffell (1784-1856), Prälat
Carl Ullmann (1796-1865), Prälat, Oberkirchenratsdirektor
Julius Ludwig Heintz (1818-1878), Oberkirchenrat
Karl Wilhelm Doll (1827-1905), Prälat
Albert Helbing (1837-1914), Kirchenpräsident
Eduard Uibel (1846-1925), jur. Oberkirchenratspräsident
Ludwig Schmitthenner (1858-1932), Prälat
Im synodal-behördlichen System, bis 1933
Klaus Wurth (1861-1948), Kirchenpräsident
Im obrigkeitlichen System, bis 1945
Julius Kühlewein (1873-1948), Prälat, Landesbischof
Im synodal-behördlichen System, seit 1945
Hermann Maas (1877-1970), („Kreisdekan“) Prälat
Karl Bender (1881-1961), theol. Oberkirchenrat
Otto Friedrich (1883-1978), jur. Oberkirchenrat
Julius Bender (1893-1966), Landesbischof
Erik Wolf (1902-1977), Kirchenrat
Otto Hof (1902-1980), („Kreisdekan“) Prälat
Hans Bornhäuser (1908-1996), Prälat
Adolf Würthwein (1911-1991), Prälat
Hans-Wolfgang Heidland (1912-1992), Landesbischof, Prof. Dr.
Horst Weigt (1912-1997), Prälat
Günther Wendt (1919-2004), jur. Oberkirchenrat, Prof. Dr.
Albert Stein (1925-1999), jur. Oberkirchenrat, Prof. Dr.
Als letzter Band eines fünfbändigen Gesamtwerkes erschien nach 20 Jahren nun auch der Band I, nachdem das Gesamtwerk seit etwa 2000 von ursprünglich fünf Herausgebern geplant und vorbereitet worden war. Einer der Herausgeber starb bald, nämlich Prof. Dr. Gottfried Seebaß.
Drei Herausgeber leben noch: Udo Wennemuth und Johannes Ehmann, Herausgeber der Bände II (2010) und III (2020) und Gerhard Schwinge, Herausgeber der Bände IV (2015) und V (2007) Die Bände decken jeweils besondere Themenbereiche ab: Band II: Kirchenpolitische Richtungen / Band III: Heidelberger Universitätstheologie / Band IV: Erweckung, Innere Mission und Diakonie, Theologinnen / Band V: Kultur und Bildung.
Die 15 Autoren von Band I sind nur Männer und meist Spezialisten
für die betreffenden Lebensbilder. Auch unter
den dargestellten Theologen und Juristen sind keine kirchenleitenden Frauen ‒ solche waren zu der Zeit noch undenkbar.
Für die einzelnen Lebensbilder wurden den Autoren keine konkreten Vorgaben gemacht, nur die ungefähre Länge. Jedes Lebensbild wird wie auch in allen anderen Bänden mit einem ganzseitigen Porträt eröffnet. Anmerkungen schließen jedes Lebensbild ab, leider oft nicht auch ein Quellen- und Literaturverzeichnis. Der Herausgeber eröffnet den Band mit einer nützlichen, ausführlich informierenden Einleitung zu den historisch unterschiedlichen Ämtern der Kirchenleitung in Baden.
Das eine oder andere Lebensbild ist wegen seiner Aufnahme in den Band zumindest zu hinterfragen, nämlich im Blick auf die Bedeutung des Dargestellten für die Kirchengeschichte Badens (Heintz, Doll, Uibel, Bornhäuser, Würthwein, Weigt). Inzwischen starb 2020 Landesbischof Ulrich Fischer; er hätte noch in den Band aufgenommen werden können. Ebenfalls hätte Kirchen- und Ministerialrat Nikolaus Sander (1750‒1824) aufgenommen werden sollen sowie folgende zwei weitere kirchenleitende Theologen: Johannes Bähr (1767-1828) und Gustav Rost (1884-1968). Kurze Lebensbilder der drei hier Genannten, und noch 25 weitere als Ergänzungen zu allen fünf Lebensbilder-Bänden, finden sich auf meiner persönlichen Homepage. („Weitere Lebensbilder“).
Als eine Kirchengeschichte der badischen evangelischen Kirche
des 19. und 20. Jahrhunderts in Biographien ist dieser Lebensbilder-Band ertragreich für die weitere Erforschung der badischen Kirchengeschichte. Die Bedeutung der Dargestellten ist freilich
unterschiedlich. Einige haben geradezu Phasen geprägt. So Ullmann in der Mitte des
19. Jahrhunderts eine liberale, zwischen Positiven und Liberalen vermittelnde Phase. Helbing eine die Ordnung und Struktur der Landeskirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu gestaltende Phase, wie
es Brauer zu Beginn des
19. Jahrhunderts getan hatte. Julius Bender eine das Leben in der Landeskirche in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bekenntnismäßig neu prägende Phase. Heidland eine das Leben in der Landeskirche
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts modernisierende Zeit.
So bietet der Band vielen Vieles.