Seit mehr als zweieinhalb Jahrhunderten vor der Union von 1821 gab es im Gebiet des späteren Großherzogtums Baden, wie in anderen deutschen Fürstentümern, nicht nur kleine verstreute konfessionelle Minderheiten, sondern durch eingewanderte Glaubens-flüchtlinge an vielen Orten reformierte Bevölkerungsgruppen. Vor allem nachdem König Ludwig XIV. 1685 das Toleranzedikt von Nantes von1598 aufgehoben hatte, flohen etwa 150 000 Hugenotten in deutsche Länder und ließen sich vorwiegend in Städten nieder. 1698 wurden dann die Waldenser aus dem Piemont vertrieben und gründeten in der Markgrafschaft Baden-Durlach wie in Hessen und in Württemberg eigene ländliche Gemeinden. Schon ab 1556 waren Wallonen aus den flämischen Niederlanden nach Deutschland geflohen. Den Zugewanderten wurden, meist mehr aus ökomischen als aus religiösen Gründen, weitgehende Privilegien gewährt.

 

Unabhängig von den Einwanderungen wurde schon 1661, dreizehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs und dem Westfälischen Frieden von 1648, bereits in der reformierten Kurpfalz in Heidelberg eine lutherische Providenzkirche eingeweiht. 
1680 gab es in der Kurpfalz sogar unter Kurfürst Karl Ludwig Unionsbestrebungen; in Mannheim wurde dazu eine Konkordienkirche errichtet, welche beiden Konfessionen zur Verfügung stand.

 

Seit 1699 wurden in der lutherischen Markgrafschaft Baden-Durlach, nämlich in der Hardt nördlich von Karlsruhe und im Raum Pforzheim reformierte Einwanderergemeinden gegründet, darunter Hugenotten- und Waldenserkolonien.

Als 1715 Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach die später Karlsruhe genannte Stadt gründete und 1718 seine Residenz von Durlach dorthin verlegte, warb er um die Ansiedlung von sowohl deutschen wie ausländischen Bürgern, denen er verschiedene, ausdrücklich auch Religionsprivilegien gewährte. Diese Neubürger waren überwiegend reformierter Konfession. Für sie wurde bereits im September 1722 in Karlsruhe an der Langen Straße (heute Kaiserstraße) eine kleine reformierte Kirche eingeweiht; sie war nach der Schlosskirche der zweite Kirchenbau der neuen Residenz; 1776 wurde sie durch eine neue Kirche, die sogenannte Kleine Kirche ersetzt. Ebenfalls 1722 erfolgte am 31. Oktober als dem Reformationstag auf dem Karlsruher Marktplatz die Einweihung der lutherischen Konkordienkirche; 1807 wurde sie für einen Neubau abgerissen und 1816 durch die heute noch stehende Stadtkirche ersetzt.

 

Carl Friedrich (1728‒1811), Sohn eines lutherischen Vaters und einer reformierten Mutter, seit 1746 Markgraf, 1803 Kurfürst, schließlich 1806 Großherzog, wuchs im Geist religiöser Toleranz auf und trat zeitlebens für sie ein.

Als sich, nach der Vereinigung mit der katholischen Markgrafschaft Baden-Baden im Jahr 1771, nun 1803 noch durch den Anfall der reformierten Kurpfalz an Baden im Norden und ehemals bischöflicher, also katholischer Regionen im Süden die Bevölkerungssituation in Baden grundsätzlich geändert hatte, bestand 1806 die badische Bevölkerung etwa aus folgenden Konfessionsanteilen:

 

231 000 Lutheraner (25,5%), 62 000 Reformierte (6,8%) und 616 000 Katholiken (67,7%).

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Gerhard Schwinge