Heinz Scheible zu Philipp Melanchthon

Eine neue und zwei ältere Buchveröffentlichungen

 

 

 

Der Heidelberger Autor Heinz Scheible gilt, auch international, als der bedeutendste Melanchthonforscher.

 

Er wurde 1931 in Pforzheim geboren, studierte Theologie und Altphilologie in Heidelberg, legte 1956 das landes-kirchliche Examen ab und promovierte 1960 bei dem Heidelberger Reformationshistoriker Heinrich Bornkamm.
1964 verlieh ihm die Universität Mainz den Ehrendoktor.

1963 war er Gründer und bis 1997 langjähriger Leiter der Heidelberger Melanchthon-Forschungsstelle, einer Arbeits-stelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die Forschungsstelle ist bis heute die Herausgeberin der kritischen und kommentierten Edition des Briefwechsels Melanchthons (MBW). Bisher erschienen:

16 Bände Regesten (1514‒1560) und Register Bd. 1 (1977) bis 16 (2022) sowie 23 Text-Bände Bd. T1 (1991) bis T23 (1553/54) (2022), Band. T24 ist in Vorbereitung.

Scheible verfasste über 500 Publikationen zu Philipp Melanchthon (1497‒1560) und seinem historischen Umfeld. Sammlungen mit wiederabgedruckten Aufsätzen zu Melanchthon (Link zu Weitere Lebensbilder) und zur Kirchen-geschichte Südwestdeutschlands erschienen 2010 bei Mohr Siebeck in Tübingen und 2012 bei Kohlhammer in Stuttgart.

Zu diesen folgte nun eine „Nachlese“. Am Ende eines langen Lebens übergibt damit der bekannte Melanchthon-forscher hier noch einmal Ergebnisse seiner Arbeit der Öffentlichkeit.

 

Nachlese zu Melanchthon, 2022

 

 

 

Neulingen; Verlagshaus Klotz 2022, 278 S., Abb.,

ISBN: 978-3-949763-19-9 geb. 29,90 €

Format: 17 x 24 cm Gewicht: über 900 g

 

Das Buch besteht aus den Wiederabdrucken von 27 unselbständig erschienenen Beiträgen Scheibles aus den Jahren 1982 bis 2019, geordnet in vier Teile mit den Überschriften: Werbung für Melanchthon / Biografische Akzente / Letzte Studien / Verdiente (Melanchthon-) Forscher. Abschließend ein Index historischer und moderner Personen. Die Anmerkungen wurden auf die vielbändige Edition Melanchthons Briefwechsel (MBW) umgestellt und bibliogra-fisch aktualisiert. Die Orthografie ist die im Erscheinungsjahr gültige. (Vorwort)

Kritische Bemerkungen:

Die Erstdrucke finden sich nur manchmal an „verwunschenen“ oder schwer zugänglichen Stellen. Zum Teil wurden sie bereits zum zweiten Mal gedruckt, hier also zum dritten Mal. Selbst Lexikonartikel werden nachgedruckt. Recht-fertigt dies alles eine solche Sammlung?

Anscheinend ist der Verlag seiner gesetzlichen Pflicht, Pflichtexemplare abzuliefern, zunächst nicht nachgekommen: Das Buch war lange in den Staatsbibliotheken nicht nachzuweisen; zum jetzigen Zeitpunkt (Ende August 2023) sogar immer noch nicht in der Staatsbibliothek Berlin, im Hessischen Verbundkatalog HBZ / hebis, in der Landes-kirchlichen Bibliothek Karlsruhe. Ähnliches gilt für nicht nachweisbare Pflichtexemplare der Klotz-Veröffentlichung zu Johannes Reuchlin von Dagmar H. Scholz, ebenfalls 2022.

Das Format und das Gewicht des Bands (durch schweres, gestrichenes Papier und dicken Pappdeckeleinband) sind ungewöhnlich und zu „gewichtig“ für Nachdrucke von schon mal Gedrucktem. Die angegebenen 7 Abbildungen sind 2 farbige Bildseiten und die Einbandabbildung, je ohne Identifikation durch eine Bildlegende, sowie 4-mal dieselbe schwarzweiße Hintergrundgestaltung der Anfangsseiten der Teile.

 

Melanchthon ‒ eine Biographie, 2016 und 1997

 

 

Melanchthon, Vermittler der Reformation.

Eine Biographie, überarb, akutual. u. wesentlich erw. Ausgabe, München: Beck 2016, 445 S., 25 Abb., ISBN: 978-3-406 686-733 3,-geb. 28,00 € ‒
auch als E-Book erhältlich, Format: 22 x 14 cm

Schon die erste Ausgabe dieser Melanchthon-Biographie (München: Beck 1997, 294 S., keine Abbildungen, ISBN 3-406-42223-3) fand viel Beachtung und Lob.

Zusätzlich zur 1. Ausgabe findet sich 2016 der Untertitel: Vermittler der Reformation. Vor allem finden sich zusätzlich zur 1. Ausgabe im Anhang: eine ausführliche Zeittafel (mit tagesgenauen Angaben zu Melanchthons Leben) und detaillierte „Nachweise“ [ = Anmerkungen] zu Textstellen, die weder hier noch im Haupttext markiert werden], Bild-nachweise sowie Register der Personen, Orte und Themen. Die eingefügten und mit beschreibenden Erläuterungen versehenen 25 sind nur schwarzweiße Abbildungen und klein. (Sie finden sich alle größer und farbig in dem Buch „Melanchthon in Bildern“ ‒ siehe das Folgende.)

 

Kritische Bemerkungen:

Das Buch hat trotz des Anhangs, in dem sich enorm viel Wissen verbirgt, mehr den Charakter eines literarischen Werkes als einer wissenschaftlichen Biographie, erkennbar auch an der Formuliereng der (nicht nummerierten) Kapitelüberschriften und den Zwischenüberschriften, alle ohne eine einzige Jahreszahl. Das Buch nennt sehr viele Namen von Randfiguren und nicht immer genug bedeutsame Ereignisse, während zum Beispiel - auch in der Zeit-tafel - der Speyerer Reichstag 1529, das Marburger Religionsgespräch 1529, der Augsburger Reichstag 1530 zu kurz kommen. Die Abbildungen, zum Teil mit eingehender Beschreibung, finden sich fast nur anfangs in den ersten Kapiteln.

 

Aus einer Rezension der Biographe von 2016:

Philipp Melanchthon war der wichtigste Weggefährte Luthers – und viel mehr als das. Der leise und stotternd spre-chende kleine Griechisch-Professor war der eigentliche Kommunikator der Reformation: Er führte politische und theologische Verhandlungen, reiste unentwegt, schrieb unzählige Briefe und machte die Reformation zu einer Bildungsbewegung.

Heinz Scheible hat seine viel gerühmte Biographie des großen Humanisten für diese Neuausgabe umfassend bearbeitet und erweitert. Als Melanchthon 1518 mit 21 Jahren von Tübingen nach Wittenberg wechselte, war der
14 Jahre ältere Luther von dem "wunderbaren Menschen, an dem fast alles übermenschlich ist“, begeistert. Schnell entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen dem feinsinnigen Humanisten und dem polternden Theologen, die in zahlreichen Doppelbildnissen verewigt wurde. Darüber konnte jedoch Melanchthons eigenständiges Wirken als Reformator leicht übersehen werden. Heinz Scheible zeichnet auf der Grundlage einer einzigartigen Quellenkenntnis Melanchthons Leben nach, erklärt seine Bedeutung als Bildungsreformer, Philosoph, Theologe und politischer Unterhändler und geht dem wechselvollen Verhältnis zu Luther nach.

Ob sich die Reformation ohne Melanchthon durchgesetzt hätte, ist ungewiss. Heinz Scheibles Standardwerk zeigt eindrucksvoll, was sie ihm verdankt. „Ein auf den aktuellen Forschungsstand gebrachter Haupttext und hilfreiche Beigaben sichern Scheibles Werk auch 2016 den Platz als maßgebliche Darstellung. Das nach Ausweis des Brief-wechsels über siebentausend Menschen umfassende Netzwerk Melanchthons wird entschlüsselt und mit dem his-torischen Kontext ebenso wie mit der Lehr-, Verhandlungs- und Publikationstätigkeit Melanchthons so ins Gespräch gebracht (auch wenn Scheible nur wenige Schriften eingehender bespricht, vgl. S. 172–175 und S. 294–304), dass ein überzeugendes und instruktives Bild von der Fruchtbarkeit und Vielseitigkeit dieser historischen Persönlichkeit entsteht. Als Maßstab setzt sich Scheible selbst die Frage, „ob Fakten, Aufbau und Urteil [des Biographen] so zur Deckung gebracht sind, dass ein überzeugendes Bild entsteht“. Dies ist auch für die vorliegende Neuausgabe seiner Melanchthon-Biographie zu attestieren. (Rezension ‒ hsozkult.de) (Informations- und Kommunikationsplattform für Historiker an der Humboldt-Universität zu Berlin)

Diese Ausgabe von 2016 bedeutet einen erheblichen Gewinn gegenüber der von 1997 und sollte diese nun immer ersetzen.

 

Melanchthons Leben und Werk in Bildern, 1998 und 1995

 

 

dreisprachig
deutsch, französisch, englisch ‒

Hrsg.: Landesbildstelle Baden, Karlsruhe / Melanchthonhaus Bretten / Evang. Landes-kirche in Baden / Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt. Karlsruhe 1998, 106 S., 67 farb. Abb., 3 Karten geb. ISBN 3-89116-040-2

Hans Holbein d. J., 1531/32, Ausschnitt

Dieses bereits 25 Jahre alte Druckwerk, das gleichwohl noch vielfach günstig im Buchmarkt angeboten wird, wird hier noch angezeigt ‒ wegen seines umfangreichen farbigen Bildmaterials, und wegen seiner Mehrsprachigkeit. Es ist zugleich die Dokumentation einer Ausstellung in der Stadtkirche Karlsruhe.

Dazu gehört auch die:

 

Lichtbildreihe der Landesbildstelle Karlsruhe von 1995:

 

Philipp Melanchthon, eine Gestalt der Reformationszeit. Buch: 160 S., 50 Bilder und 2 Karten,
ISBN 978-3-89116-022-4 ‒ 53 Dias

 

In 8 Kapiteln werden zum jeweiligen Text farbige Bilder geboten, die oft weniger bekannt sind.

Kritische Bemerkung:

Ein Bildband wendet sich allgemein an ein breiteres Lesepublikum, zumal mit einem mehrsprachigen Text. Sind dann folgende Bilder sinnvoll: Studenten-Wappen in Melanchthons Haus (28), Wittenberg Schlossstraße (31). Steintisch (32), Eobanus Hessus (41), Jena (54), Bonn (69), Zerbst (74), Nordhausen (75). Andererseits sind die Bilderläu-terungen oft nicht ausreichend.

 

Inhalt:

Bildnisse Melanchthons und vieler anderer / Altargemälde (oft Ausschnitte) / 10 Städte-ansichten (Kupferstiche nach Matthäus Merian d. Ä.: Bretten, Pforzheim, Heidelberg, Wittenberg, Nürnberg, Jena, Worms, Bonn, Zerbst, Nord-hausen) / 3 Karten: Orte von Empfängern des Briefwechsels Melanchthons in ganz Europa; Melanchthons Wohnorte und Aufenthaltsorte auf seinen Reisen in Mitteleuropa) / Proben von Melanchthons lat., griech. u. hebr. Handschrift / Titelblätter von Frühdrucken / Melanchthons Wappen / Außen- und Innenansichten der Melanchthonhäuser in Bret-ten und in Wittenberg.

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© Gerhard Schwinge