Kirchengeschichte Badens - 1. Zwischenbilanz (1821 – 1850):

Vereinigung oder Spaltung?

 

Die Union von 1821 vereinigte die bis dahin getrennten beiden Konfessionskirchen des neuen Großherzogtums Baden, die lutherische der ehemaligen Markgrafschaft und die reformierte der ehemaligen Kurpfalz. Diese Kirchenvereinigung war nicht nur ein wünschenswerter kirchenpolitischer Akt, nach der schon 1807 organisierten Verwaltungsunion. Wie die Unionsurkunde von 1821 dokumentiert, sollte die Kirchenvereinigung nun auch eine Konsensunion sein., was besonders an zwei Paragrafen deutlich wird: an § 2, der die Bekenntnisfrage klärte und der § 5, der das gemeinsame Abendmahlsverständnis formulierte. In beiden Fällen waren Kompromisse, waren Zugeständnisse der beiden konfessionellen Seiten unumgänglich.

Sehr bald sahen konservative, erweckte Pfarrer und Gemeindeglieder in der Union eine liberale Verfälschung des evangelischen Glaubens, besonders der Christologie und der Bibeltreue.

‒ Vergleiche die vorausgehenden Teile IV: Die Badische Union 1821

und V: Erweckung, Katechismusstreit ‒

 

Neben dem Katechismusstreit von 1830‒1834, ausgelöst durch den ersten, zunächst zur Erprobung herausgegebenen Unionskatechismus von 1830 und die heftige Kritik an diesem durch Henhöfer und sechs seiner Freunde 1831, war das sogenannte Konventikelwesen in den 1820er, noch mehr in den 1830er Jahren Grund für politische Befürchtungen des Staates und für Spaltungen in der Landeskirche und sogar innerhalb von Gemeinden: Erwachsen aus der Erweckungsbewegung, doch ohne Zutun oder gar Förderung durch Henhöfer, trafen sich Laien zu religiösen Privatversammlungen in den Häusern, teilweise mit separatistischen Tendenzen.

Zu den „Flegeljahren“ in der Landeskirche, nämlich den Auseinandersetzungen zwischen Spätrationalisten und Spätpietisten um den Zustand der Kirche 1843‒1850 wurde oben in Teil VII berichtet.

zum Konventikelwesen, 1834

Die Zwischenbilanz ergibt, dass Spaltungen in der Landeskirche während der ersten 30 Jahre nach der Union nicht weniger geworden waren, sondern sogar zugenommen haben.

 

 

 

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© Gerhard Schwinge