Nikolaus Sander (1750 - 1824 )

Kirchen- und Ministerialrat

 

(Leider fand sich kein Bildnis von Nikolaus Sander.)

 

Stadtkirche Karlsruhe, daneben Lyceumsgebäude    

Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe, J-B Karlsruhe 117, 1

 

Nikolaus Christian Sander (d.J.) wurde geboren als Sohn des gleichnamigen Pfarrers und Dekans in Köndringen bei Emmendingen am Kaiserstuhl, bei dem er 1770 auch kurze Zeit Vikar war, und einer hugenottischen Mutter. Nikolaus Christian Sander d. Ä. (1722‒1794) engagierte sich besonders im Schulwesen und geriet dabei in Konflikt mit dem damaligen Emmendinger Oberamtmann Johann Georg Schlosser, dem Schwager Goethes. Sander d. Ä. war ein Studienfreund von Markgraf Karl Friedrich und mit ihm lebenslang verbunden. In seinen Zielen war er geistesverwandt mit seinen Zeitgenossen Gottlieb Konrad Pfeffel und Johann Friedrich Oberlin.

 

Literatur: Berühmte Mitglieder der Familie Sander in Köndringen, von Siegfried Peter, S. 195‒200 in: Teningen (mit Köndrin-gen), hrsg. von Peter Schmidt, Teningen 1990. – Zu Nikolaus Sander d. J. zuletzt: G. Schwinge, Art. N. S. in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XXXVIII (2017), Sp. 1231‒1237 und Wikipedia, Art. Sander, Nicolaus (mit c) (März 2020).

 

Nach verschiedenen Ausbildungs- und Pfarrdienststationen war Nikolaus Sander d. J. seit 1791 Lehrer am Karlsru-her Gymnasium illustre (ab 1806 mit der Bezeichnung Lyceum), wie ein halbes Jahr später auch Hebel (1760‒1826), dann aber seit 1803 in den Kirchenbehörden Badens tätig, nachdem die reformierte Kurpfalz mit der lutherischen Markgrafschaft Baden vereinigt worden war, zunächst im lutherischen Kirchenrat, seit 1807 im vereinigten Ober-kirchenrat als einer Art Verwaltungsunion und in der Evangelischen Kirchensektion des Innenministeriums. Sander wurde der eigentliche Vorbereiter der Union von 1821, also der Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirche in Baden als Konsensusunion, und bei den Verhandlungen der in der Karlsruher Stadtkirche tagenden Gene-ralsynode der Hauptredner, nicht Hebel, wie vielfach behauptet wird. Beide erhielten allerdings nach der Unionssy-node von der Theologischen Fakultät Heidelberg den theologischen Ehrendoktor verliehen, Sander, wie es im Diplom heißt: eruditione eximius rerum ecclesias-ticarum longo usu studioque peritissimus – also: als hervorragend Gebil-deter und in Angelegenheiten der Kirche durch lange Tätigkeit und Eifer höchst erfahren.

 

Es kann nicht von einer engen Freundschaft zwischen Sander und Hebel gesprochen werden, obwohl sie, beide lebenslang unver-heiratet, über drei Jahrzehnte lang miteinander in der Residenzstadt Karlsruhe lebten und wirkten. Engere dienstliche und auch gesellige Beziehungen ergaben sich dagegen zwischen Sander und seinem reformier-ten Kirchenratskollegen Johann Ludwig Ewald (1748‒1822). Dass Hebel 1818/19 Prälat wurde, nicht der zehn Jahre ältere Sander, war wohl Hebels größerer Popularität zu verdanken; es mag sogar Sander selbst darauf verzichtet haben, wie es manchmal heißt. ‒ Sander war Leiter des Witwen-Fiskus und 1820 einer der Gründer Badischen Landesbibelgesellschaft. Seinem Naturell und der Tatsache, dass er im Vergleich zu Hebel nur wenig publiziert hat, wird es geschuldet sein, dass von Sander nicht nur kein Bildnis überliefert ist, sondern dass es bisher noch keine größere literarische Würdigung seines Lebens und Wirkens gibt.

 

 

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