Heidelberg
Der Umschlag des Heftes zeigt die Sehenswürdigkeiten der von Touristen aus aller Welt vielbesuchten Stadt: Von dem nördlichen Neckarufer aus geht der Blick über die Alte Brücke mit ihren Tortürmen hinweg auf die erhaltenen Renaissancebauteile des berühmten Heidelberger Schlosses am Berghang und rechts auf den Turm der Heiliggeistkirche, der ältesten Kirche Heidelbergs. Entsprechend allen Heften der Journalreihe bieten die folgen- den Seiten wichtige Informationen zu einer ausführlichen Stadtführung, über Gastronomie und über die Kirchen der Stadt, veranschaulicht durch viele farbige, oft ganz- oder sogar zweiseitige Bilder. Die Kapitel zur wechselvollen Geschichte der Reformation in Heidelberg und in der Kurpfalz bilden jedoch den Schwerpunkt der von dem Heidelberger Reformati- onshistoriker Christoph Strohm herausgegebenen Broschüre; Bildredakteur war wiederum der Kirchenhistoriker Albert de Lange.
Die lutherische Reformation wurde in Heidelberg relativ spät eingeführt, nämlich erst 1556 durch Kurfürst Ottheinrich. Doch schon drei Jahre später führte dessen Nachfolger Fried- rich III. den reformierten Glauben nach dem Genfer Reformator Johannes Calvin ein. Trotz einer vorübergehenden kurzen Wiederbelebung des Luthertums, während der die refor-mierten Professoren und Studenten in Neustadt an der Hardt im linksrheinischen Teil der Kurpfalz Zuflucht suchten, blieb der Calvinismus die bestimmende Konfession von Resi- denzstadt und Herrschaftsgebiet. Das bekannteste Zeugnis aus der Reformationszeit Heidelbergs ist der Heidelberger Katechismus von 1563, die wichtigste Bekenntnisschrift der Reformierten in vielen Ländern und Sprachen.
Die Universität von 1386, die älteste Deutschlands, mit der Peterskirche als Universitäts-kirche, ist ein weiterer Anziehungspunkt für Studenten und Hochschullehrer aus aller Welt. – Immer wieder wurde auch die malerische Lage der Stadt an Fluss und Berg von Künst- lern im Bilde festgehalten, wie einige Seiten des Hefts zeigen.
Auf alle Einzelheiten der Broschüre kann hier nicht eingegangen werden. Doch zweimal führt sie den Leser schließlich doch in die Anfangszeit der Reformation zurück:
Im April 1518 nämlich, ein halbes Jahr nach seinem Wittenberger Thesenanschlag gegen den Ablasshandel, verteidigte Luther in einer Heidelberger Disputation seine neue Erkennt- nis vom Glauben sola gratia und sola fide vor dem Kapitel seines Augustinereremitenor- dens. Mehrere junge Zuhörer wurden daraufhin seine Anhänger und breiteten später das Luthertum aus, so Martin Bucer in Straßburg, Johannes Brenz in Württemberg, Francisus Irenicus in Baden und andere mehr.
Schließlich wird die kurpfälzische Oberamtsstadt Bretten vorgestellt als der Geburtsort Philipp Melanchthons, des engsten Mitarbeiters und Freundes Martin Luthers, der als junger Humanist und Professor 1518 an die Wittenberger Universität kam. Das Melanch-thonjubiläum 1897 ließ in Bretten ein repräsentatives neugotisches Melanchthongedächt-nishaus entstehen, ein Reformationsmuseum mit reichen Schätzen, dem heute eine Euro- päische Melanchthonakademie angegliedert ist.
Es gibt also viel zu entdecken in Heidelberg und in der ehemaligen Kurpfalz. Das Journal in der Reihe „Orte der Reformation“ regt dazu an.
G.S.
Als Ergänzung hier noch einen Link zu einem kurzen Video des SWR über Luther in Heidelberg. Autor: Hans-Georg Ulrichs