Luthers Heidelberger Disputation 1518

 

 I. Die Vorgeschichte

 

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben in Sachsen (im heutigen Sachsen-Anhalt) in einer Bauernfamilie geboren und am Tag darauf, am Martinstag getauft. Schon im folgenden Jahr siedelte die Familie ins nahe Mansfeld über, wo Martin von etwa 1493 bis 1497 die Lateinschule besuchte. Schulbesuche in Magdeburg und Eisenach schlossen sich an, bis Luther 1501 an der Universität zu Erfurt in Thüringen sein Grundstudium der Artes liberales, der freien Künste begann und es 1505 mit dem Magister abschloss.

Das Erlebnis eines Gewitters in Stotternheim bei Erfurt brachte Luther im Juli 1505 zu dem Gelöbnis, ein Mönch zu werden. Kurz darauf trat er in das Kloster des Augustinereremitenordens in Erfurt ein. Erst nach der Priesterweihe begann er 1507 dort das Studium der Theologie. Bereits ein Jahr später berief ihn sein Ordensoberer und Förderer Johannes von Staupitz ins Kloster Wittenberg, damit er an der dortigen, noch jungen sächsischen Universität eine Professur für Moralphilosophie übernehme. 1509 kehrte er vorübergehend in das Erfurter Augustinereremitenkloster zurück, bevor er 1511 endgültig nach Wittenberg berufen wurde.

Abb.: Luther als Mönch

Der Orden der Augustinereremiten, entstanden im 13. Jahrhundert (erst seit 1963 mit dem Namen Augustinerorden), war einer der vier spätmittelalterlichen Bettelorden, nach den Franziskanern, den Dominikanern und den Karmeliten. Das Kloster des Ordens war in Luthers Studienort Erfurt das einzige Kloster und eng mit der Universität verbunden. Die Theologie seines Namensträgers, des Kirchenvaters Augustin, wurde für Luther erst mit der Zeit zu seiner theologischen Richtschnur, neben den Briefen des Apostels Paulus im Neuen Testaments, nämlich als er 1507 Theologie zu studieren begann, mehr noch, nach seiner Berufung nach Wittenberg, als Baccalaureatus biblicus seit 1509 und seit 1511 als Doktor der Theologie, bis er 1512 die Bibelprofessur an der Wittenberger Universität übertragen bekam.

In den Jahren 1510 bis 1516 unternahm Luther verschiedene Reisen im Dienste seines Ordens, durchweg in Begleitung von einem oder zwei Ordensbrüdern. Die weiteste und längste Reise war eine Reise von Erfurt nach Rom 1510/1511, in Ordensangelegenheiten, auch in Begleitung eines Ordensbruders; die Hinreise im November und Dezember 1510, die Rückreise von Februar bis April 1511 – zwei-mal über 1000 Kilometer, selbstverständlich meist zu Fuß, nur manchmal auf einem Pferdefuhrwerk mitfahrend. –

1512 folgte eine Reise zum Kongregationskapitel in Köln, 1515 eine ebensolche nach Gotha und 1516, nach der Ernennung Luthers zum Distriktvikar des Ordens, eine drei Monate dauernde Visitationsreise zu acht Klöstern in Sachsen und Thüringen.

Die nächste Reise war die etwa 550 Kilometer weite Reise nach Heidelberg im April/Mai 1518 zum alle drei Jahre stattfindenden Generalkonvent der Augustinereremiten, auf dem Luther die Gelegenheit geboten wurde, seine neuen theologisch-reformatorischen Erkenntnisse in einer Disputation zur Diskussion zu stellen. Der Konvent fand im Hörsaal der Artistenfakultät der Universität statt – dort wo heute das Gebäude der Alten Universität steht ‒ , weil das Augustinereremitenkloster für den Ansturm interessierter Professoren, Magister und Studenten zu klein war. Im Unterschied zur jungen, erst 1502 gegründeten Universität Wittenberg, der Leucorea (griechisch: weißer Berg für Wittenberg), war die schon 1386 gegründete Heidelberger Universität die älteste und ehrwürdigste in Deutschland. Das damalige Universitätsgebäude steht nicht mehr. Wo es einmal stand, ist in das Pflaster des Universitätsplatzes seit dem Luther-Gedenkjahr 1983 eine bronzene Gedenkplatte eingelassen.

Wie aus lateinischen Briefen Luthers hervorgeht, wurden Staupitz und Luther in Heidelberg von dem jüngeren Bruder des pfälzischen Kurfürsten, Pfalzgraf Wolfgang empfangen; nach einem gemeinsamen Mahl zeigte der Pfalzgraf, der in Wittenberg studiert und dort 1515 das Rektorenamt bekleidet hatte, den Angereisten das Schloss und die Befestigungsanlagen der Stadt.

Abb.: Gedenkplatte im Pflaster auf dem Heidelberger Universitätsplatz

Fortsetzung: II. Die Thesen

 

 

 

 

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