Buchbesprechung
Christian Würtz: Johann Niklas Friedrich Brauer (1754‒1813).
Christian Würtz: Johann Niklas Friedrich Brauer (1754‒1813). Badischer Reformer in napoleonischer Zeit.
Stuttgart: Kohlhammer 2005, XXXIV, 422 S., Abb. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Band 159.) Diss. jur. Heidelberg 2002/03. – ISBN 3-17-018497-0. geb. 37,00 €
Der evangelische Jurist Friedrich Brauer stammte aus Hessen. Nach seinem Studium in Gießen und Göttingen bewarb er sich 1774 um die Aufnahme in den badischen Staatsdienst und wurde angenommen. 39 Jahre lang, bis zum Tod lebte er in Karlsruhe und war fortan der wesentliche Reformer der Staatsordnung Badens in den verschie-denen Phasen von deren Entwicklung unter dem Markgrafen, Kurfürsten, Großherzog Karl Friedrich: von der Ver-einigung der beiden Markgrafschaften 1771, der von Baden-Durlach (überwiegend evangelisch-lutherisch) und der von Baden-Baden (überwiegend katholisch), der des Kurfürstentum Baden seit 1803 (mit der überwiegend refor-mierten Kurpfalz) bis zum Großherzogtum Baden seit 1806. Brauers Veröffentlichungen während seiner stetigen Karriere zeugen davon: die Kirchenratsinstruktion 1797, die Schrift Gedanken über einen Kirchenverein beeder protestantischen Religionspartieen [sic] 1803, die 13 Organisationsedikte von 1803 und die 9 Konstitutionsedikte von 1807. Brauer war ein Förderer des sechs Jahre jüngeren Johann Peter Hebel. ‒ In seiner Archivordnung hat Brauer auch die vielbeachtete (und belächelte) badische „Oberrandlochung“ der Akten eingeführt. – 1897 und so bis heute wurde nach ihm in Karlsruhe eine große Straße benannt.
Der Karlsruher katholische Jurist Würtz legte nun eine erste detaillierte Lebens- und Wirkgeschichte Brauers im zeitgeschichtlichen Kontext vor, welche mit dem Baden-Württembergischen Geschichtspreis 2003 ausgezeichnet wurde. Inzwischen seit 2019 Weihbischof der Erzdiözese Freiburg, hatte er 2011 in Freiburg auch in Kirchengeschichte promoviert.
Die Monografie über Brauer hat Würtz aufwendig aus zahlreichen ungedruckten und gedruckten Quellen erarbeitet. (Mit Lücken, wie nicht anders möglich; so fehlt z.B. S. 178 Jung-Stillings Rolle als vertrauter Berater Karl Friedrichs bei der Besetzung theologischer Lehrstühle bei der Neuorganisation der Universität Heidelberg 1803.) Umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnisse am Beginn verstehen sich von selbst. Erst im letzten (VIII.) Kapitel behandelt Würtz „Privates“, einschließlich einer Charakteristik des durchaus auch schwierigen Brauer.
Zu Brauer siehe auch den „verschiedenen Text“ hier innerhalb dieser Website.