Osnabrück
Osnabrück – eine Stadt der Reformation? Osnabrück – eine alte Stadt? So fragt sich der Nichtwissende. Ja, die Anfänge Osnabrücks liegen im 13. Jahrhundert. Und die Anfänge der Reformation gehen auf das Jahr 1543 zurück. Doch nach wie vor ist Osnabrück der Sitz eines katholischen Bistums. Und eine Universität, an der neben vielem Anderem auch evangelische und katholische Theologie gelehrt wird, gibt es hier (wie heutzutage in fast jeder größeren Universdität) seit 1974.
Mit Osnabrück verbindet sich vor allem
der Westfälische Frieden von 1648,
vollständiger benannt: der Friede von Münster und Osnabrück. Doch Münster als nach wie vor ganz katholisch geprägte Stadt findet sich nicht in der Reihe der Orte der Reformation. Weder Osnabrück noch Münster besuchten Luther oder Melanchthon oder einer der ande-ren Reformatoren der ersten Reihe. Auch Reichstage fanden hier nicht statt.
Nach einem ersten reformatorischen Prediger in Osnabrück 1543, eingesetzt durch einen Bischof, trat bald wieder verstärkt der Katholizismus auf den Plan. So blieb es im Grunde bis heute. Damals waren es in dem folgenden Jahrhundert die konfessionellen Auseinan-dersetzungen, die im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 gipfelten. Auch in Osnabrück wurden während der Gegenreformation Mennoniten zwangsgetauft und Protestanten zwangsrekatholisiert, bis nach fünfjährigen Verhandlungen endlich 1648 von den europä-ischen Großmächten der Westfälische Frieden unterzeichnet werden konnte. Mit ihm wurde der Augsburger Religionsfrieden von 1555 zwischen Lutheranern und Katholiken erneut in Kraft gesetzt, wobei nun die Reformierten mit eingeschlossen wurden.
Seltsamerweise spielt 1648 im vorliegenden Journal fast keine Rolle, von einer Abbildung Seite 8/9 und den Erwähnungen des „Religionsfriedens“ auf Seite 16 und 35 abgesehen. Es handelt sich bei dem Journal also wieder um eine prächtig bebilderte Veröffentlichung im Sinne eines Stadtmarketings, wenn auch aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017; mit einer ausführlichen Stadtführung.
Breit beschrieben werden im Heft die Gotteshäuser der Stadt, an erster Stelle vier ein-drucksvolle vorreformatorische Bauten: zuerst die beiden alten und großen evangelisch-lutherischen Hauptkirchen St. Marien und St. Katharinen, nach wie vor nach weiblichen Heiligen benannt; dann die beiden katholischen Hauptkirchen, seit jeher nach männlichen Heiligen benannt: der Dom St. Petrus und die Kirche St. Johann.
Eine reformierte und eine orthodoxe Kirche kommen hinzu. Gefolgt sogleich von der jüdischen Synagoge und den islamischen Moscheen (vier aus den 14 Jahren 1976-1990!). Zehn Seiten werden sodann dem „religiösen Leben heute“ gewidmet – in Ökumene und Diakonie und in Stiftungen. So gehört eine konfessionelle und religiöse Vielfalt ebenfalls zu Osnabrück, wie inzwischen fast zu jeder größeren Stadt.
G.S.