Marie Luise Freifrau Marschall von Bieberstein (1862‒1949)
geborene Freifrau von Gemmingen
Gründerin des Evangelischen Frauenverbands für Innere Mission in Baden 1916
und der Evangelisch-sozialen Frauenschule in Freiburg 1918
Foto: Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik und Gemeindediakonie Freiburg
Als Vertreterin der alten Adelsgesellschaft, gleich Ihrer Taufpatin Großherzogin Luise von Baden (1838‒1923), hat Marie von Marschall die Ausbildung und soziale Berufstätigkeit der Frau in Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Regime wesentlich gefördert.
Maria Heinsius, Aus dem Leben der Freifrau Marie von Marschall, in: Der Kreis, ein Blatt für die evang. Frau, 13 (1961), S. 2‒11 – dies., Marie von Marschall, in: dies., Frauen der Kirche am Oberrhein, 1978, S. 5059 – Hermann Erbacher, Marie Luise Freifrau Marschall von Biberstein, Gründerin u. Vorsitzende des Evang. Frauenverbandes, in: Bad. Biographien NF Bd. 2. 1987, S. 200‒201 – Ernst Otto Bräunche, Marie Luise Freifrau Marschall von Bieberstein, Gründerin u. Vorsitzende des Evang. Frauen-verbandes, in: Protestantismus und Politik. Zum polit. Handeln evang. Männer u. Frauen für Baden zwischen 1819 und 1933, eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe in Zus.arbeit mit der […] Landeskirchlichen Bibliothek, dem Generallandes-archiv u. dem Stadtarchiv Karlsruhe, aus Anlaß des Kirchenjubiläums 1996: 175 Jahre Evang. Landeskirche in Baden. Ausstellungskatalog, hrsg. von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, 1996, S. 213‒230, Abb.
Geboren als Tochter des Oberhofmarschalls von Großherzog Friedrich I., wurde Marie von Marschall nach dem frühen Tod ihrer Mutter von Großherzogin Luise, ihrer Taufpatin, erzogen, zusammen mit deren Tochter Viktoria von Baden, der späteren Königin von Schweden. ‒ Großherzogin Luise hatte 1859 den allgemeinen Badischen Frauen-verein gegründet.
Seit 1887 war Marie von Marschall mit dem badischen Diplomaten Freiherr Marschall von Bieberstein (†1912) verheiratet. In dessen Zeit als Gesandter und Reichstagabgeordneter in Berlin wurden den Eheleuten fünf Kinder geboren. Nach dem Tod ihres Mannes lebte Marie von Marschall vor allem auf dem Landsitz der Familie Schloss Neuershausen bei Freiburg.
1916 gründete sie, einer Anregung des Prälaten Ludwig Schmitthenner folgend, den Evangelischen Frauenverband für Innere Mission in Baden. Zwei Jahre später folgte bereits die Gründung einer Frauenberufsschule, nämlich der Evangelisch-sozialen Frauenschule in Freiburg, wahrscheinlich nach dem Vorbild der Sozialen Frauenschule der Inneren Mission in Berlin, 1909 gegründet von Bertha Gräfin von der Schulenburg. Dort wie hier wurden Frauen für Sozialarbeit und Gemeindedienste ausgebildet. Die heutige landeskirchliche, staatlich anerkannte Evangelische Hochschule Freiburg, die längst auch Männer wie Frauen ausbildet, steht in der Tradition der Frauenschule von 1918.
Während in den 1920-er Jahren die Absolventinnen der Frauenschule meistens als „Gemeindehelferinnen“ Anstel-lung fanden, handelt es sich heute vergleichsweise um kirchliche Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mit verschie-denen Spezifizierungen.